1 2Da sagten einige der Pharisäer: "Warum tut ihr, was am Sabbat verboten ist?" 3Doch Jesus sprach zu ihnen: "Habt ihr denn nicht gelesen, was David tat, als er und seine Begleiter Hunger hatten; 4wie er das Haus Gottes betrat, die Schaubrote nahm und aß, die nur die Priester essen dürfen, und auch noch seinen Begleitern gab?" 5Und weiter sprach er zu ihnen: "Der Menschensohn ist Herr des Sabbats." 6An einem anderen Sabbat ging er in die Synagoge, wo er lehrte. Dort war ein Mensch, dessen rechte Hand verwelkt war. 7Die Schriftgelehrten und die Pharisäer gaben acht, ob er am Sabbat heile, um einen Grund zur Klage gegen ihn zu finden. 8Jedoch er wußte, was sie dachten, und sagte zu dem Manne mit der verwelkten Hand: "Steh auf und stell dich in die Mitte!" Da stand er auf und stellte sich dahin. 9Dann sprach Jesus zu ihnen: "Ich frage euch: Darf man am Sabbat Gutes oder Böses tun, ein Leben retten oder es vernichten?" 10Er schaute alle, einen nach dem andern, an und sprach darauf zu ihm: "Strecke deine Hand aus." Er tat es, und seine Hand ward wiederhergestellt. 11Sie wurden ganz rasend und berieten miteinander, was sie Jesus antun könnten. 12In jenen Tagen ging er fort auf einen Berg, um dort zu beten. Die ganze Nacht verbrachte er im Gebet mit Gott. 13Nachdem es Tag geworden war, rief er seine Jünger zu sich her und wählte zwölf aus ihnen aus, die er Apostel nannte: 14Simon, dem er den Namen Petrus gab, und Andreas, dessen Bruder, Jakobus, Johannes, Philippus, Bartholomäus, 15Matthäus, Thomas und Jakobus, des Alphäus Sohn, Simon, der auch der Eiferer heißt, 16und Judas, des Jakobs Bruder, und den Judas Iskariot; dieser wurde sein Verräter. 17Er stieg mit ihnen hinab und blieb auf einem ebenen Platze stehen samt einer großen Schar von seinen Jüngern. Und eine gewaltige Menge Volkes war herbeigeeilt aus ganz Judäa und Jerusalem, auch aus dem Küstenland von Tyrus und von Sidon. 18Sie kamen, um ihn zu hören und um von ihren Krankheiten geheilt zu werden; auch die von unreinen Geistern Heimgesuchten wurden geheilt. 19Und alles Volk versuchte, ihn zu berühren; denn eine Kraft ging von ihm aus und heilte alle. 20Dann blickte er seine Jünger an und sprach: "Selig, ihr Armen, denn euer ist das Reich Gottes. 21Selig, die ihr jetzt hungert; denn ihr werdet gesättigt werden. Selig, die ihr jetzt weinet; ihr werdet lachen. 22Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und verstoßen und schmähen und den guten Namen rauben um des Menschensohnes willen. 23Freut euch an jenem Tag und frohlockt; denn seht, euer Lohn ist groß im Himmel. Ihre Väter haben es ja den Propheten ebenso gemacht. - 24Doch wehe euch, ihr Reichen; ihr habt schon euren Trost. 25Weh euch, die ihr jetzt satt seid; ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lachet; ihr werdet trauern und weinen. 26Wehe, wenn euch alle Menschen loben. Ihre Väter haben es den falschen Propheten ebenso gemacht. 27Doch euch, die ihr zuhört, sage ich: Liebet eure Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen, 28segnet die, die euch verfluchen, betet für die, die euch mißhandeln. 29Schlägt dich jemand auf die eine Wange, so halte ihm auch die andere hin. Nimmt einer dir den Mantel weg, alsdann versage ihm auch den Rock nicht. 30Dem, der dich bittet, gib; wer dir das Deine nimmt, von diesem fordere es nicht zurück. 31Was ihr von anderen erwartet, das sollt auch ihr ihnen ebenso tun. 32Wolltet ihr nur jene lieben, die euch lieben, welchen Verdienst habt ihr davon? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. 33Wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes erweisen, welchen Verdienst habt ihr davon? Dasselbe tun ja auch die Sünder. 34Wenn ihr nur denen leiht, von denen ihr es wieder zu bekommen hofft, welchen Verdienst habt ihr davon? Auch Sünder leihen ja einander, um den gleichen Betrag dafür zu erhalten. 35Liebt vielmehr eure Feinde, tut Gutes, leihet, ohne etwas zurückzuerwarten. Alsdann wird euer Lohn groß sein, ihr werdet Söhne des Allerhöchsten sein, der selber gütig ist gegen Undankbare und gegen Böse. 36So seid also barmherzig, wie euer Vater auch barmherzig ist. 37Richtet nicht, dann werdet ihr nicht gerichtet werden; verdammt nicht, dann werdet ihr nicht verdammt werden; vergebt, und es wird euch vergeben werden; 38gebt, und es wird euch gegeben werden. Ein gutes, ein gedrücktes und gerütteltes, ein überfließendes Maß wird man euch in den Schoß schütten. Denn mit dem Maß, mit dem ihr messet, wird euch zugemessen werden." 39Dann trug er ihnen ein Gleichnis vor: "Kann ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen? 40Der Schüler steht nicht über seinem Lehrer; jeder, der ausgelernt hat, ist wie sein Lehrer. 41Was siehst du zwar den Splitter im Auge deines Bruders, doch den Balken in deinem eignen Auge siehst du nicht? 42Oder wie magst du zu deinem Bruder sprechen: 'Bruder, laß mich den Splitter dir aus dem Auge ziehen', du, der du den Balken in deinem eigenen Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann magst du sehen, wie du den Splitter aus dem Auge deines Bruders ziehst. 43Kein guter Baum trägt schlechte Frucht, und ebenso: Kein schlechter Baum trägt gute Frucht. 44Jeden Baum erkennt man an seiner Frucht; denn von den Disteln pflückt man keine Feigen, und von dem Dornbusch liest man keine Trauben. 45Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatze seines Herzens Gutes hervor; der Böse aber bringt aus bösem Schatze Böses hervor; denn aus des Herzens Überfülle redet der Mund. 46Warum nennt ihr mich: 'Herr, Herr' und tut doch nicht, was ich sage? 47Ich will euch zeigen, wem der gleicht, der zu mir kommt und meine Worte hört und nach ihnen handelt: 48Er gleicht einem Manne, der ein Haus gebaut hat; er grub tief und setzte das Grundgemäuer auf den Felsen. Als nun Hochwasser kam, da prallte die Flut an das Haus, vermochte es aber nicht zu erschüttern, weil es gut gebaut war. 49Wer aber meine Worte nur hört und nicht nach ihnen handelt, ist einem Manne gleich, der sein Haus ohne Grundgemäuer nur auf den Boden hingebaut hat. Die Flut prallte daran, und es fiel sogleich ein, und dieses Haus stürzte ganz zusammen."