1 2Er sprach zu ihnen: "Die Ernte ist groß, jedoch der Arbeiter sind es wenige. Bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende. 3Geht hin! Seht, ich sende euch wie Lämmer mitten unter Wölfe. 4Nehmt weder Beutel, Bettelsack noch Schuhe mit; grüßt niemand unterwegs. 5Wo immer ihr ein Haus betretet, da sagt zuerst: 'Der Friede sei mit diesem Hause.' 6Wohnt darin ein Kind des Friedens, so wird euer Friede auf ihm ruhen, wo nicht, wird er zu euch zurückkehren. 7Bleibt in dem gleichen Hause und eßt und trinkt, was sich dort findet, der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Zieht nicht von einem Haus zum anderen. 8Und wo ihr eine Stadt betretet und man euch aufnimmt, da eßt, was man euch vorsetzt. 9Heilt die Kranken, die dort sind und verkündet ihnen: 'Das Reich Gottes hat sich euch genaht.' 10Wo immer aber ihr in eine Stadt eintretet und man euch nicht aufnimmt, da geht auf ihre Straßen hinaus und sagt: 11'Sogar den Staub, der sich in eurer Stadt an unsere Füße angehängt hat, schütteln wir auf euch. Doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes hat sich genaht.' 12Ich sage euch: 'An jenem Tage' wird es Sodoma erträglicher gehen als jener Stadt. 13Wehe dir, Chorozain! Wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in Tyrus und in Sidon die Wunder geschehen wären, die bei euch geschehen sind, dann hätten sie schon längst in Sack und Asche sitzend Buße getan. 14Doch Tyrus und Sidon wird es erträglicher ergehen im Gericht als euch. 15Und du, Kapharnaum! Warst du nicht bis in den Himmel erhoben worden? Bis in die Hölle hinab sollst du fahren. 16Wer auf euch hört, hört auf mich; wer euch abweist, weist mich ab, wer aber mich abweist, weist den ab, der mich gesandt hat." 17Voll Freuden kamen die *zweiund-* siebzig wiederum zurück. Sie sagten: "Herr, sogar die Dämonen sind uns in deinem Namen untertan." 18Er sprach zu ihnen: "Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel stürzen. 19Seht, ich habe euch Macht gegeben, über Schlangen und Skorpionen wegzuschreiten und über alle feindlichen Gewalten; nichts soll euch schaden können. 20Doch nicht darüber freuet euch, daß euch die Geister unterworfen sind, freut euch vielmehr, daß eure Namen in den Himmeln aufgeschrieben sind." 21In jener Stunde frohlockte er im Heiligen Geist und sprach: "Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du all dies den Weisen und Klugen verhüllt hast, Einfältigen jedoch geoffenbart. Ja, Vater, also fügt es deine Güte. 22Mir ist von meinem Vater alles übergeben, und niemand versteht es, wer der Sohn ist, als nur der Vater, und niemand, wer der Vater ist, als allein der Sohn und wem der Sohn es offenbaren will." 23Dann wandte er sich seinen Jüngern noch besonders zu und sprach: "Selig sind die Augen, die sehen, was ihr seht. 24Ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, sie sahen es aber nicht, und hören, was ihr hört, sie hörten es aber nicht." 25Siehe, da erhob sich ein Gesetzeslehrer, um ihn zu versuchen. Er fragte:"Meister, was habe ich zu tun, um das ewige Leben zu erlangen?" 26Er sprach zu ihm: "Was steht im Gesetz geschrieben? Was liesest du?" 27Und jener gab zur Antwort: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und allen deinen Gedanken, und deinen Nächsten wie dich selbst." 28Er sprach zu ihm: "Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben." 29Doch jener wollte sich rechtfertigen und fragte Jesus: 30"Wer ist mein Nächster?" Und Jesus nahm das Wort und sprach: "Ein Mensch ging von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel Räubern in die Hände. Diese plünderten ihn aus, sie gaben ihm dazu noch Schläge, ließen ihn dann halbtot liegen und verschwanden. 31Zufällig zog ein Priester jenen Weg hinab; er sah ihn und ging vorüber. 32Desgleichen kam auch ein Levit an die Stelle; er sah ihn und ging vorüber. 33Da kam ein Samariter des Wegs gerade zu ihm hin, er sah ihn und ward von Mitleid tief gerührt. 34Er trat hinzu, goß Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann setzte er ihn auf sein Reittier und brachte ihn in eine Herberge und sorgte noch für ihn. 35Des anderen Tags zog er zwei Denare aus dem Beutel, gab sie dem Wirt und sprach: 'Sorge für ihn! Was du darüber noch aufwendest, will ich dir nach meiner Rückkehr bezahlen.' 36Wer von diesen dreien hat sich wohl als Nächster dessen gezeigt, der unter die Räuber gefallen war?" 37Er sprach: "Der ihm Barmherzigkeit erwiesen hat." Und Jesus sprach zu ihm: "Geh hin und tu desgleichen." 38Einmal kehrte er auf ihrer Wanderung in einem Flecken ein. 39Und eine Frau mit Namen Martha nahm ihn in ihr Haus auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Und diese setzte sich zu den Füßen des Herrn nieder und lauschte auf sein Wort. 40Indessen machte sich Martha mit der Bewirtung viel zu schaffen. Sie trat hinzu und sprach: "Herr, kümmert es dich nicht, daß meine Schwester mich allein bedienen läßt? Sage ihr, daß sie mir helfen soll." 41Doch der Herr sprach zu ihr: "Martha, Martha, du machst dir Unruhe und Sorge um vielerlei. 42Wenig ist notwendig, oder nur eins. Maria hat den besseren Teil erwählt, der ihr nicht wird genommen werden."